Wie tickt die Generation X Kevin Welter und Fabian Schaub

Wie tickt die Generation X?

Die Generation X ist definiert als die Generation, die zwischen den Jahren 1965 bis 1979 geboren wurde. Das Motto „Leben um zu arbeiten“ der vorherigen Generation der Babyboomer hat sich gewandelt hinzu „Arbeiten um zu leben“. Es ist die erste Generation, die ohne Kriegseinwirkungen aufgewachsen ist. Sie sind selbst oft noch mit schwarz-weiß Fernseher groß geworden und haben die Entwicklung von analogen zu digitalen Medien miterlebt. Später stellten auch E-Mails und Smartphones wichtige Kommunikationsmittel dar. Obwohl die Angehörigen der Gen X eine höhere Bildung als die deren Eltern genoss, entstand kein großes Verlangen nach beruflicher Erfüllung. Die Generation X legte einen höheren Wert darauf, Arbeits- und Privatleben in Einklang zu bringen als ihre Vorgängergeneration. Dies galt aber nicht für alle. Es gab nämlich auch diejenigen, für die das Berufsleben, die finanzielle Sicherheit und Status oben auf der Prioritätenliste standen.

Holger und Corinna, zwei Geschwister, mit den Jahrgängen 1967 und 1969, sind die ersten Kinder des 20. Jahrhunderts gewesen, deren Eltern beide berufstätig waren. Ihre Eltern sind beides selbstständige Ärzte gewesen und so kam es oft vor, dass die beiden teilweise für mehrere Stunden nach der Schule ohne Aufsicht ihrer Eltern waren. Zum einen führte das zur Förderung ihrer Eigenständigkeit, entwickelte allerdings gleichzeitig auch ein Gefühl der Verlorenheit. Viele Unterhaltungsmöglichkeiten wie heute gab es nicht. Sie erzählten sich Geschichten, lernten durch die Erfahrung sich zu bekochen, oder Corinna brachte sich selbst das Stricken bei. Sie hatten zweimal die Woche Leichtathletik-Training und spielten beide noch ein Musikinstrument und lernten so früh eigenständig zu leben und sich zu disziplinieren. Ihre Denkmuster und Einstellungen sind tief in ihnen verankert und trifft man so auch in ihrer Arbeitswelt vor. Sie wissen, wie sie sich am besten neue Aufgaben beibringen und sind der Meinung, sich richtig durchdrungen zu haben. Jemand der ihnen alles vorkaut und vorschreibt? Ihre persönliche Hölle. 

Was die Generation X im Job erwartet

Das berufliche Vorankommen ist für sie ein großer Motivationsfaktor. Die Arbeit ist ein elementarer Bestandteil ihres Lebens. Sind sie auf der Arbeit glücklich, sind sie im Leben glücklich.
Damit verbunden war auch der Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit. 

Statussymbole sind prägend für die Angehörigen der Generation X und wenn sie im Wohlstand lebte, wurde das gerne nach Außen dargestellt, um zu zeigen, dass man es zu etwas gebracht hat.

Holger hat nach dem Zivildienst Medizin studiert und wollte so früh wie möglich finanziell unabhängig von seinen Eltern sein. Er ist mit dem Geld, das er für das Studium von seinen Eltern bekommen hat, immer sehr sparsam umgegangen, sodass er nie nochmals zusätzlich nach Geld fragen musste, während Corinna das Geld gerne ausgab und immer wieder zu ihren Eltern ging. Holger hat später die Praxis seines Vaters übernommen. Während andere Karriere in der Klinik machten, wollte er frei in seinen Entscheidungen sein und machte sich daher selbstständig. Er gründete eine Familie mit vier Kindern und kaufte ein Haus. Holger arbeitet in der Regel in 70-Stunden-Wochen, was für ihn zur Normalität geworden ist.

Corinna hingegen war nicht so wie Holger auf die finanzielle Unabhängigkeit aus, wollte aber dennoch immer ihr eigenes Ding machen. Sie begann eine Ausbildung als Physiotherapeutin, lernte in Spanien ihren Mann kennen und gründete auch eine Familie mit zwei Kindern. Während sich ihr Mann in einem mittelständischen Unternehmen die Karriereleiter hocharbeitete, sprang sie von Job zu Job, da es ihr schwerfiel, sich für eine Tätigkeit für längere Zeit zu binden. Ihre Life-Balance neben der Arbeit ist ihr sehr wichtig und sie verbringt sehr viel Zeit in der Natur. Mit 45 Jahren trennte sie sich von ihrem Mann, was auch nicht untypisch für die Generation ist. Die Scheidungsrate stieg in Deutschland von 28,4% im Jahre 1980 auf 51,92% im Jahr 2005 , was zunehmend damit zusammenhing, dass Frauen weniger abhängig von ihrem Ehemann waren, da sie selbst einem Job nachgingen. Sie lebt nun in einer kleinen 3-Zimmer-Wohnung und hat sich mit 53 Jahren noch dazu entschieden, eine Qigong Ausbildung zu machen, weil sie nochmal etwas Neues lernen will. An der Stelle ist es ihr wichtig, sich diesmal selbst vorzuziehen. Der Beruf der Physiotherapeutin war sie letzten Endes nicht ihr Traumberuf, sie hat sich allerdings gezwungen, jeden Morgen aufzustehen, um für Ihre Kinder zu sorgen. Sie wollte für sie als gutes Vorbild vorangehen und ihnen beweisen, dass sie stark genug für sie ist. Heute ist sie dran. Heute möchte sie auf sich hören, nicht auf die Meinung ihres Ex-Mannes, und auch nicht auf die Meinung ihrer Kinder, die mittlerweile beide bereits im Berufsleben stehen und sie im Fall der Fälle, finanziell gut unterstützen können. 

Die Einstellung der Generation X zum Job

Für sie persönlich ist die Work-Life-Balance deutlich wichtiger, allgemein betrachtet ist für die Angehörigen der Generation X die Arbeitswelt und Karriere aber sehr wichtig, denn das Motto lautet: „lean in – häng dich rein und gibt nicht auf“. Das gilt für beide Geschlechter, für Frauen etwas mehr. Frauen haben es erstmals an die Spitze von Konzernen geschafft und Karriere gemacht. Das kam unter anderem daher, dass in den 70ern die Frauenbewegungen in Deutschland immer mehr zunahmen und Frauen immer mehr Rechte bekommen haben. Die beruflichen Chancen sind heute weitaus besser als noch 50 Jahren und rechtlich gesehen sind Frauen in Deutschland mit Männern gleichgestellt. Ein weiterer Grund dafür, dass Frauen Karriere machten, ist, dass mit zunehmender Digitalisierung sich nicht nur die Lebensgewohnheiten wandelten, sondern auch die Arbeitswelt. Die rasanter werdende Innovationsgeschwindigkeit infolge der Digitalisierung und der parallel einsetzende demografische Wandel hatten in vielen Branchen einen hohen Bedarf an Empathie, Kreativität und zwischenmenschlicher Kompetenz geschaffen.

Die Kombination aus weiblichen und männlichen Eigenschaften ist notwendig, damit Unternehmen zukunftsfähig bleiben.

Auch das Verlangen nach Arbeitsplatzsicherheit ist sehr prägend für die Angehörigen Generation X. Demütigungen und Druck waren in der Arbeitswelt oftmals an der Tagesordnung und diese wurden oftmals einfach stillschweigend akzeptiert. Denn während die einen ihren Unmut offen ansprachen, sind andere so vorsichtig, dass Du als Arbeitgeber gar nicht mitbekommen hast, wie unglücklich sie waren und plötzlich war es zu spät. Genauso bevorzugt die Gen X ein stabiles Umfeld und sind weniger wechselwillig als beispielsweise die Gen Z und sehen Loyalität als wichtigen Wert, was Dir als Arbeitgeber sehr zu Gute kommt. Denn wenn Du es schaffst, die Arbeitsplätze für Deine Gen X Mitarbeiter angenehm zu gestalten, bleiben dir diese Mitarbeiter lange erhalten. Angehörige der Generation Z sind da deutlich intoleranter, was ihren Job angeht und sind schneller dazu bereit ihren Job zu wechseln, um dem Motto der sinnhaften und erfüllten Arbeit gerecht zu werden.

Auch galt das Motto: „immer ein bisschen mehr machen“ und behielten so nicht immer ihre körperlichen und psychischen Grenzen im Blick, was sie mit den Schattenseiten konfrontierte: dem Burnout. Es gibt also die einen, die für ihr berufliches Vorankommen alles taten aber andererseits auch die, denen Work-Life-Balance wichtiger war und für die Arbeit an zweiter Stelle stand.

So unterschiedlich wie Corinna und Holger es sind, sind selbstverständlich auch die Angehörigen der Generation X. Als Arbeitgeber darf man ihre Eigenständigkeit und ihren Tatendrang nicht unterschätzen. Sie sind geboren, um etwas zu schaffen und die Welt zu verbessern. Sie sind nichts anderes nach den Trümmern ihrer Vor-Generation gewohnt. Diese Generation hat viel erlebt und gesehen, was sie umso stärker macht und ihnen ihr dickes Fell verleiht.
Sie brauchen beide die Selbstständigkeit und die Freiheiten am Arbeitsplatz – kein Mikromanagement – sondern sie möchten einen Gestaltungsspielraum haben. So ist die größte Motivation, wenn sie Freiräume bekommen und ihnen das Vertrauen entgegengebracht wird, Probleme auf individuelle Art und Weise zu lösen. Außerdem wünschen sie sich, dass großer Wert auf die Meinung und die Mitarbeit des gesamten Teams gelegt wird. Ihnen gefällt es, Verantwortung zu übernehmen und sie legen Wert darauf, sich im Team gegenseitig zu motivieren – gelenkt durch die Führungskraft – und dabei ergebnisorientiert arbeiten. Bei der Arbeit ist ihnen wichtig, dass Klarheit hinsichtlich der Erwartungen geschaffen wird. Die Generation Z (ab Jahrgang 1995) geht sogar so weit, alles der Work-Life-Balance unterzuordnen genau aus dem Grund, weil sie gesehen haben wie die Eltern daran körperlich und psychisch zerbrachen. 

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